In einer immer stärker vernetzten Welt, in der Anforderungen zunehmend unklar sind und sich Dinge schnell verändern, ist es für Organisationen besonders wichtig, stets auf der Suche nach innovativen Ideen und Produkten zu sein. Viele Unternehmen überlassen die Ideenfindung nicht nur dem puren Zufall und nutzen bereits unterschiedliche Methoden und Tools, wie Lead User, Crowd Sourcing Plattformen, Ideenmanagement-Software, um an gute Ideen zu kommen. Eine hervorragende Quelle sind weiterhin klassische Ideengenerierungsworkshops, bei denen diverse Kreativitätstechniken zum Einsatz kommen. Diese sind oft sehr einfach in der Anwendung und versprechen eine Vielzahl von Lösungen. Doch ist das mit der Generierung von guten Ideen wirklich so einfach?
Warum Brainstorming nicht ausreicht
Die am weitesten verbreitetste und bekannteste Methode zur Ideengenerierung geht auf den Werbefachmann Alex F. Osborn zurück und beruht im Wesentlichen auf den vier Grundregeln:
- Keine Kritik
- Der Fantasie freien Lauf lassen
- Quantität vor Qualität
- An die Ideen der anderen Teilnehmer anknüpfen
Häufig fällt es ohne die Leitung durch einen erfahrenen Moderator schwierig, diese Regeln einzuhalten und Angestellte trauen sich im Beisein des Chefs oder auch vor den anderen Kollegen nicht, im ersten Moment abwegig erscheinende Vorschläge zu machen.
Doch selbst bei Einhaltung der Regeln nach Osborn ist Brainstorming nach Einschätzung der Wissenschaft nicht immer zielführend! Stroebe, Nijstad und Rietzschel (2010) fassten die Ergebnisse einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien zusammen und kamen zu dem Schluss, dass Brainstorming kaum einen Vorteil gegenüber Einzelarbeit hat. Die Idee, dass sich die Teilnehmer durch bloßes Formulieren von Ideen gegenseitig inspirieren ist also ein Mythos! Stattdessen ist es eher so, dass die zuerst geäußerten Ideen die Richtung vorgeben und den Denkrahmen setzen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was man durch Kreativitätstechniken erreichen möchte.
Glücklicherweise gibt es einige Möglichkeiten, klassisches Brainstorming durch kleinere Abwandlungen so zu verändern, dass der gewünschte Effekt eintritt. So sollten größere Gruppen vermieden werden, da sich die Teilnehmer sonst gegenseitig blockieren und immer warten müssen, bis sie ihre Idee vortragen können. Dadurch haben sie weniger Zeit, die sie mit dem Generieren von neuen Ideen verbringen können. Bei anderen Varianten, wie zum Beispiel Brainwriting, Brainwalking oder computergestütztem Brainstorming, werden Ideen nicht in der Gruppe mündlich vorgetragen, sondern aufgeschrieben, sodass alle gleichzeitig arbeiten können. Weiterhin sollten die Teilnehmer der Kreativsitzung aus unterschiedlichen Fachrichtungen kommen, damit verschiedene Perspektiven abgedeckt werden. Brainstorming und seine Abwandlungen lassen sich dann besonders am Beginn eines Kreativitätsprozesses gut einsetzen, um Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, erste Ideen abzuladen. Erst dadurch sind sie frei für den anschließenden Anregungsprozess und können sich ganz darauf einlassen.
Neben Brainstorming existiert eine große Bandbreite weiterer Kreativitätstechniken, die sich in der Praxis als sehr ergiebig herausgestellt haben. Ein erfahrener Moderator wählt anhand der konkreten Fragestellung und der Gruppenzusammensetzung die passende Technik aus und sorgt so dafür, dass die Teilnehmer ihren Lösungsraum erweitern und inspiriert werden. Häufig sind es auch die Kombination und Aneinanderreihung unterschiedlicher Methoden, die den größten Erfolg mit sich bringen. Eine Studie von Wilke und Wit (2002) zeigte außerdem, dass die Gruppendynamik beim Brainstorming eine entscheidende Rolle spielt, sodass zur Optimierung des kreativen Potentials auf diese Prozesse eingegangen werden muss.
Letztendlich ist es mit der Kreativität also doch nicht so einfach, als dass ein bloßes „Wer hat eine Idee? Keine Kritik!“ genügen würde. Stattdessen sollte die Generierung von innovativen Ideen durch einen erfahrenen Moderator mit tiefgreifender Methodenkenntnis erfolgen.
Tipp: Einen tieferen Einblick in das Thema und viele anschauliche Beispiele bietet das Buch „Kreativität und Innovation im Unternehmen: Methoden und Workshops zur Sammlung und Generierung von Ideen“ (Brem & Brem, 2013).
Wollen Sie mehr zu Kreativitätsworkshops erfahren oder wissen, wie Sie eine innovationsförderliche Unternehmenskultur nachhaltig entwickeln können, sprechen Sie uns direkt an:
Christian Oswald, Geschäftsführer
Victoria Mewis, Beraterin mit Schwerpunkt Innovationskultur
Michael Wünsch, Berater mit Schwerpunkt Innovationsmanagement